Zwinger vom Silberwald
Kleine Münsterländer

Rasseporträt - Das Wesen des Kleinen Münsterländers 

Zu Beginn muss besonders die Hohe Intelligenz und Anhänglichkeit des Kleinen Münsterländers erwähnt werden.
Er begreift seine Aufgabe rasch und wertet seine Jagderfahrung schnell aus. Zugleich erkennt er aber auch die Schwächen seines Führers und nutzt sie – besonders bei Inkonsequenz – mitunter gewaltig aus.
Die Hunde sind für die Haltung in der Wohnung als auch für die Haltung in einer entsprechenden Zwingeranlage geeignet.
Als freundlicher und annäherungsbereiter Meutegenosse sucht er Kontakt zu seiner Familie. Trotz dieser Familien- und Kinderfreundlichen Art hat er die Schärfe am Wild, bedingt durch seine ungemeine Jagdpassion, nicht verloren.
Seine Vorzüge sind ausgeprägter Spurwille und eine angewölfte Bringfreude. Diese befähigen ihn in grossem Maße, krankem Wild sicher zu folgen und seinem Führer zu bringen.
Der Spurwille ist häufig mit Spurlaut gepaart.
Durch eine strenge Zuchtauslese ist die Vorstehanlage fest verankert. Nicht nur vor dem Schuss arbeiten die Hunde voller Eifer und Passion bei Suche, Vorstehen, Buschieren und Stöbern; besonders geeignet sind sie auch für die Schweißarbeit auf alles Schalenwild und das Verlorenbringenvon Haar- und Federwild.
Wild- und Raubzeugschärfe ist ohne Frage ausgeprägt.
Erwähnt werden muss schliesslich die große Wasserpassion unseres Hundes, dessen schlichtes, mittellanges Haarkleid ihn im Wasser gleichsam gegen Nässe und Kälte schützt. Selbst unter härtesten Bedingungen durchstöbert er Schilfgürtel und folgt beschossenem Wild.
Schließlich – diese knappe Darstellung wäre sonst unvollständig – muss die Empfindungsfähigkeit des Münsterländers erwähnt werden.
Der KlM verfügt über eine breite Skala von Gefühlsäusserungen, und wenn man bemüht ist, diese zu verstehen, so hat man bei der Ausbildung seines Hundes bereits einen grossen Schritt geschafft.
Äussere Erscheinung
Der Kleine Münsterländer gehört zu den langhaarigen deutschen Vorstehhunden.
Die gewünschte Grösse, gemessen an der Schulter, beträgt bei Rüden 54 cm, bei Hündinnen 52 cm. In beiden Fällen ist eine Abweichung von +/- 2 cm Zulässig, die Rumpflänge (gemessen von der Brust bis zum Sitzbeinhöcker) sollte dann aber 3-5 cm weniger bzw. mehr betragen.
Bei diesem Schnitt ergibt sich dann bei entsprechendem Skelettaufbau und angepasster körperlicher Substanz eine harmonische Gesamterscheinung, die allen an den Körperbau eines Jagdhundes gestellten Anforderungen gerecht wird.
Der Oberkopf sollte nicht zu breit sein und keinen zu geringen Stop aufweisen.
Von der Seite gesehen ist das Verhältnis zwischen der sichtbaren Hinterhautwölbung bis zur Mitte des Auges und von Mitte des Auges bis zur Vorderkante der Nase etwa eins zu eins.
Das Auge soll braun bis dunkelbraun sein, ebenso der Nasenschwamm.
Die Behänge sind oben breit und hoch angesetzt, liegen fest an und weren nach unten hin schmaler und abgerundet. Sie dürfen nicht zu kurz sein und dadurch dreieckig wirken.
Der Hals ist mittellang, leicht gebogen und gut mit Muskeln versehen. Die Brust ist tief und geräumig, ihr Querschnitt in etwa oval. Die Rückenlinie ist gerade und fest. Sie setzt sich in der Rute fort, deren letztes Drittel leicht nach oben gebogen sein darf.
Die Unterarme stehen - sowohl von der Seite als auch von vorne gesehen – senkrecht auf dem Boden.
Eine übereinstimmende Vorder- und Hinterlaufstellung ergibt das belastbare und für einen erfolgreichen Einsatz im Jagdbetrieb notwendige Laufwerk.
Das Haar ist am Kopf kurz, an den Behängen mittellang mit Fransen und wenig gewellt. Ebenso ist die Rumpfbehaarung mittellang und wenig gewellt, sie sollte fest anliegen. „Federn“ an den Vorderläufen und „Hosen“ an den Hinterläufen runden zusammen mit der sichelförmigen, halblangen „Fahne“ an der Rute das ansprechende Bild des Hundes ab.
Grundsätzlich gibt es beim Kleinen Münsterländer die Farbunterscheidung zwischen braun-weiss und braunschimmel.
Einen angewölften Leistungsunterschied des Hundes besteht zwischen den beiden Varianten nicht. Gelegentlich kommen lohfarbene (sogenannte Jungklaus´sche) Abzeichen an Fang und Augen vor.
Geschichte
Der Kleine Münsterländer ist ein vielseitiger Jagdgebrauchshund. Sein Rassestandard (Rassekennzeichen) wurde 1921 von Friedrich Jungklaus festgeschrieben und umfasste 12 Punkte.
1957 wurde dieser „Standard“ überarbeitet und 1964 bei der FCI angemeldet.
Seit 1968 ist der Kleine Münsterländer eine von der FCI anerkannte Jagdgebrauchshundrasse.
Die letzte Fassung stammt aus dem Jahre 2004 und ist bis heute gültig.
Der tiefere Sinn des Standard, der Körperformen und Aussehen festlegt, bietet die Gewähr für die Arbeitstüchtigkeit in Feld, Wald und Wasser.
Herkunft des KlM
Die Entwicklung des Kleinen Münsterländer Vorstehhundes ist im Bereich des 19. Jahrhunderts anzusiedeln. Berichtet wird, dass um das Jahr 1870 im Münsterland langhaarige Wachtelhunde bekannt waren, die fest vorstanden, enorme Spursicherheit zeigten und gut apportierten.
1906 veröffentlichte der bekannte Heidedichter Hermann Löns in der Zeitschrift „Unser Jagdhund“ einen Aufruf, ihm Reste der Hannoverschen Bracke anzuzeigen. Seine Brüder Edmund und Rudolf Löns fanden auf den niedersächsischen Bauernhöfen jedoch einen vorstehenden Wachtelhund, den sie „Heidewachtel“ nannten. Unermüdlich suchten sie eine leidliche Zuchtbasis zusammen.
Neben den Gebrüdern Löns bemühten sich in Westfalen Freiherr von Bevervörde-Lohburg, Rühl-Bergsteinfurt und Anton Bartscher-Osnabrück um eine leidliche Zuchtbasis der Reste der westfälischen Wachtelhunde. Allerdings gelang dieses Ziel erst aus der Familienzucht des Hauptlehrers Heitmann aus Burgsteinfurt.
Erst 1911 erfährt Löns von einer weiteren Zuchtfamilie, der sogenannte „Dorstener Schlag“, der in der Gegend von Velen, Reeken und Coesfeld gezüchtet wurde.
Bei der Frage, woher nun diese kleinen tüchtigen Jagdhunde kamen, schieden sich die Geister der Wiederentdecker erheblich.
Alteingesessene Münsterländer nannten diese Hunde Spione oder Spannjer, gelegentlich auch Magisterhündchen, da insbesondere Pfarrer und Lehrer Liebhaber dieser Tiere waren.
Eine Hypothese des „von Otto“ (1904) besagt, dass die Kleinen Münsterländer nichts anderes als eine Weiterzüchtung der „Epagneul-Breton“ sind, eine Rasse, die von jagdlustigen Offizieren Napoleons I. nach Westfalen gebracht wurde.
Edmund Löns und Friedrich Jungklaus sprachen jedoch von einer bodenständigen jahrhundertealten Einheitsrasse Nordwestdeutschlands und der Niederlande.
Nachweislich sollen sie schon 1812 herangezogen worden sein. Dieser Zeitrahmen würde sich mit der Hypothese des Imports durch die Franzosen decken. Vermutlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen.
Gründung eines Vereins
Am 17. März 1912 wurde unter starker Beteiligung der einheimischen Jäger der „Verein für Kleine Münsterländer Vorstehhunde (Heidewachtel)“ in Osnabrück gegründet. Beschlossen wurden von den 68 Mitgliedern die Satzung, das Zucht-Suchen-Reglement und die Einrichtung eines Zuchtbuches.
Die Kleinen Münsterländer wurden zwar wegen ihrer eindeutig geklärten Rassekennzeichen nicht von den Veranstaltungen der damaligen Jagdhundeorganisation (der Deutsche Jagdgebrauchshund-Verband wurde 1899 gegründet) ausgeschlossen – die Organisatoren waren damals sehr tolerant.
Allerdings wirkte sich das Fehlen einer Rasse-Definition hemmend auf die Vereinstätigkeit aus. Also publizierte Dr. med. et phil. Friedrich Jungklaus im Jahre 1921 im Auftrag des Verbandes ein wissenschaftliches Werk über den Kleinen Münsterländer und dessen Rassemerkmale. Diese Ausfertigungen haben auch heute noch in ihren Grundzügen Gültigkeit.
Im Dritten Reich kam es dann wegen dieser unterschiedlichen Auffassungen in den Zuchtzielen zur Spaltung des Verbandes.
Neben dem Münsterländer Verband gründete sich der Deutsche Heidewachtel Club. Beide Vereine konnten jedoch 1961 wieder zusammengeführt werden. Seitdem wird mit den jeweils zugeführten Linien beider Vereine nunmehr einheitlich gezüchtet.